Diabetes Impfung

„Das Risiko für Gürtelrose ist bei Diabetes erhöht“

Von Nadine Effert · 2024

Die Gürtelrose gehört zu den häufigsten Erkrankungen im Alter. Dennoch wird die schmerzhafte Nervenerkrankung oftmals unterschätzt. Warum Menschen mit Diabetes häufiger betroffen sind, das Risiko für einen schweren Verlauf bei ihnen erhöht ist und wie eine Impfung schützen kann, erklärt Prof. Dr. Thomas Weinke, Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie, Infektiologie und Tropenmedizin.

Die Schulter einer älteren Frau, die gerade eine Spritze bekommt.
Foto: iStock / Pornpak Khunatorn

Was ist eine Gürtelrose, und wodurch wird die Erkrankung verursacht? Gürtelrose, medizinisch Herpes Zoster genannt, ist eine Erkrankung, die Jahre bis Jahrzehnte infolge einer Windpockenerkrankung auftreten kann – ausgelöst durch sogenannte Varicella-Zoster-Viren, die sich nach der Primärinfektion lebenslang in Nervenzellen verstecken und unter bestimmten Umständen reaktiviert werden. Mehr als 99 Prozent der Menschen in Deutschland, die älter als 20 Jahre alt sind, tragen den Erreger in sich. Bei jeder dritten Person wird das Virus aktiv und löst eine Gürtelrose aus.

Welche Umstände führen zu einer Reaktivierung des Virus?

Hauptrisikofaktor ist das Alter und die damit verbundenen schwächeren Abwehrkräfte, die es dem Immunsystem erschweren, das Virus in Schach halten zu können. Aber auch chronische Krankheiten wie HIV oder Diabetes mellitus, die Einnahme immunsuppressiver Medikamente und psychischer Stress können die Immunabwehr schwächen.

Bei Menschen mit Diabetes ist das Erkrankungsrisiko um über 30 Prozent erhöht. Warum?

Durch die Grunderkrankung ist zum einen das Immunsystem beeinträchtigt. Viele Menschen mit Diabetes leben zusätzlich mit Folge- und Begleiterkrankungen, welche zum anderen das Infektionsrisiko zusätzlich steigern und auch das Risiko für schwere Krankheitsverläufe erhöhen.

Die Beschwerden müssen sich aber nicht nur auf die Haut beschränken, richtig?

Eine Gürtelrose zeigt sich durch schmerzhafte, auf ein Hautareal beschränkte Ausschläge und Bläschen, oft im Gesicht oder im Bereich des Rumpfes. Neben dem gürtelförmigen schmerzhaften Hautausschlag kann sich die Infektionskrankheit auch durch Nervenschmerzen äußern. Die Symptome klingen meist spontan ab, können sich aber auch noch Monate oder gar Jahre später in Form von sogenannten postzosterischen Beschwerden bemerkbar machen. Das sind heftige Nervenschmerzen, welche die Lebensqualität in hohem Maße einschränken. Diese Spätfolge betrifft 10 bis 20 Prozent der an Gürtelrose erkrankten Menschen. 

Ein Foto von Dr. Thomas Weinke.
Dr. Thomas Weinke

Man sollte sich laut den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission ab 60 Jahren gegen Gürtelrose impfen lassen. Gilt das auch für Menschen mit Diabetes?

Menschen mit schweren Grunderkrankungen sollten sich laut STIKO bereits ab 50 Jahren impfen lassen. Es handelt sich um einen speziellen hocheffektiven Totimpfstoff, der zweimal, im Abstand von zwei bis sechs Monaten, verabreicht wird und nach aktueller Datenlage eine Impfschutzdauer von mindestens elf Jahren aufweist. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.

Sollten auch Kinder mit Typ-1-Diabetes geimpft werden?

Hierzu gibt es von der STIKO keine Empfehlung. Die Impfung ist aber ohnehin erst ab 18 Jahren zugelassen – und wie gesagt ab 50 Jahren empfohlen.

Birgt die Diabetes-Impfung Nebenwirkungen?

Lokalreaktionen wie Schmerzen, Rötung oder Schwellungen an der Einstichstelle kommen im Vergleich zu anderen Impfungen häufiger vor. Dies liegt daran, dass es sich um einen hocheffektiven, sogenannten adjuvantierten Impfstoff handelt. Ansonsten unterscheidet sich die Gürtelrose-Impfung hinsichtlich der Nebenwirkungen nicht von anderen Impfungen, wie etwa einer Influenza-Impfung.

Angenommen, man hatte bereits eine Gürtelrose: Macht es Sinn, sich trotzdem impfen zu lassen?

Ja, denn Fakt ist, dass man an einer Gürtelrose mehrfach erkranken kann. Bereits Erkrankte sind also nicht automatisch immun. Insbesondere wenn man einen Immundefekt oder eine chronische Grunderkrankung wie Diabetes hat, sollte die Impfung auf jeden Fall erfolgen.

Eine Grafik, die zeigt wie das Varicella-Zoster-Virus zuschlägt.

Welche Impfungen sind darüber hinaus speziell für Menschen mit Diabetes ratsam?

Die STIKO rät aufgrund des erhöhten Infektionsrisikos zur Influenza- und Pneumokokken-Impfung. Seit diesem Jahr hat sich die Impfung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus, das die Atemwege befällt, hinzugesellt. Die RSV-Impfung wird allen Personen mit Risikofaktoren für einen schweren Verlauf bereits 60 Jahren empfohlen anstatt als Standardimpfung ab 75 Jahren.

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